Psy4asyl

Für Die Psychische Gesundheit Von Geflüchteten Menschen Im Kanton Aargau

Der Verein Psy4Asyl setzt sich für die Verbesserung der psychischen Gesundheit von Asylsuchenden, anerkannten und abgewiesenen geflüchteten Menschen, welche im Kanton Aargau wohnen, ein.

Eine Situationsanalyse des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) zur psychischen Gesundheit von Asylsuchenden geht davon aus, dass 50 – 60% der Asylsuchenden an Traumafolgestörungen leiden (Müller et al., 2018). Dazu gehören Posttraumatische Belastungsstörungen (mit ca. 30%), schwere Depressionen (ebenfalls ca. 30%) sowie chronische Schmerzen (ca. 80%).

Für eine adäquate Behandlung gibt es jedoch hohe Zugangshürden: Einerseits individuelle Barrieren auf Seite der Betroffenen: Tabuisierung, fehlende Sensibilisierung und Information, Sprach- und Bildungshürden, ein anderes Krankheitsverständnis, usw. Andererseits gibt es systembedingte Barrieren wie die ungenügende Erkennung eines Behandlungs- und Betreuungsbedarfs durch Betreuungspersonal oder medizinische Fachpersonen, sowie die fehlende Spezialisierung der vorhandenen Angebote (vgl. Schweizerische Ärztezeitung, 2020;101(3):54–56).Zudem ist die Finanzierung der Dolmetscherkosten nicht geklärt.

Bereits 2013 fehlten 500 Plätze für Traumatherapie sowie niederschwellige Betreuungsangebote (Oetterli, M. Interface, 2013). Diese Unterversorgung führt dazu, dass Betroffene vorrangig Notfallstrukturen aufsuchen und damit zu Folgekosten im medizinischen Bereich. Gemäss Studien suchen und finden geflüchtete Menschen weniger Mental HealthCare als die Allgemeinbevölkerung, haben aber deutlich mehr Kontakte mit Notfalleinrichtungen und Hausärzt*innen (Satinskyet al., 2019). Ein Expertenbericht von Interface kommt zum Schluss, dass das Risiko einer Chronifizierung bei Trauma-folgestörungen hoch ist, „weshalb es wichtig ist, so früh wie möglich eingreifen zu können. Die Folgen dieser psychischen Störungen haben zudem grossen Einfluss auf die Fähigkeiten und Möglichkeiten der sozialen und beruflichen Integration der Betroffenen. Daher drängen sich Massnahmen auf, die helfen, solche psychischen Störungen früh zu erkennen, die Versorgung der Betroffenen zu verbessern, Risikofaktoren zu reduzieren, sowie die Belastbarkeit der Betroffenen zu erhöhen“(Müller et al., 2018, S. 31).

Die Fachleute im Netzwerk Psy4Asyl bieten seit 2016 genau solche Massnahmen an, und hat diese in den letzten Jahren laufend ausgebaut. Die Gründe, weshalb es die Angebote des Netzwerks braucht, sind vielfältig:

  • Individuelles Leid / Krankheit
  • Transgenerationale Schäden
  • Kosten
  • Erhöhung der Integrationsmöglichkeit von anerkannten geflüchteten Menschen
  • Sicherheit 
Wir sehen es als unsere menschliche und fachliche Pflicht, die Öffentlichkeit und Politik für diese Themen zu sensibilisieren und den Bedarf sowie Lösungsansätze sichtbar zu machen.

Seit 2016 bis heute trägt das Netzwerk Psy4Asyl durch diverse Massnahmen wesentlich dazu bei, dass die gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen und offiziellen Strukturen für Gewaltbetroffene und Geflüchtete im Kanton Aargau verbessert werden. Durch unsere Arbeit wird die Wirkung von präventiven, gesundheitsfördernden Ansätzen, Therapie und Weiterbildung erkennbar.

[1] (Satinskyet al. (2019). Mental healthcare utilisationandaccessamongrefugeesandasylumseekersin Europe: A systematicreview. HealthPolicy, 123, 851-863).